Berlin

Deutschland | Datengestützte Fangquotenüberwachung in deutschen Gewässern

Intelligente Fischereiüberwachung in Echtzeit

Die Plattform FIT ermöglicht die Zusammenführung vormals getrennter Datenbestände (z.B. satellitenbasierte Positions- und Geschwindigkeitsmeldungen, elektronische Logbücher, Erstverkaufsdaten, Unterwassergeologie und Fischbestände). Zusätzlich berücksichtigt werden Daten von Anlande- und Seekontrollen sowie Sichtmeldungen von Kontrolleinheiten. Dieser umfassende Datenpool erlaubt erstmals eine ganzheitliche Überwachung in Echtzeit und ohne Medienbrüche. Zudem werden EU-Anforderungen umgesetzt, indem monatliche Berichte und ein Echtzeitzugriff auf die Daten durch die EU realisiert wurden.

Die datengestützte Überwachung von Fischereifahrzeugen erhöht die Effizienz der Kontrolleure

FIT hat die tägliche Arbeit der Mitarbeiter an Land ebenso wie die der Kontrolleure nachhaltig verändert. Durch automatisierte, regelbasierte „Cross-Checks“ werden Auffälligkeiten ermittelt und Risikobewertungen vorgenommen, so dass sich Mitarbeiter auf Verdachts- oder Risikofälle konzentrieren können. So wird beispielsweise die Differenz im Gewicht des Fangs ermittelt – zwischen der Schätzung des Kapitäns auf hoher See, der Wiegung im Hafen und dem Gewicht bei Erstaufkäufern. Ein solches Vorgehen erleichtert und beschleunigt die Auswahl und Prüfung von Verdachtsfällen erheblich.

Maßnahmen gegen Fangquotenverstöße und Überfischung können gezielt eingeleitet werden

Das Aufzeigen von Risiko- und Verdachtsfällen in Echtzeit ermöglicht es Kontrollschiffen, potenzielle Verstöße vor Ort zu überprüfen. Das neue System stärkt zudem die Beweislage, da Ordnungswidrigkeitsverfahren datenbasiert identifiziert und eingeleitet werden können. Des Weiteren zielt die Anwendung auf indirekte Effekte ab: Durch das Bewusstsein, dass im deutschen Seegebiet nun systematische Überprüfungen stattfinden, haben  Fischereibetriebe einen Anreiz, verstärkt auf konforme Abläufe zu achten.

Offenheit für strukturelle Veränderung durch Technologie

Für eine erfolgreiche Umsetzung von FIT waren neue technische Standards und Prozesse erforderlich. Um die Silo-Datenbestände durch FIT abzulösen, mussten jedoch auch Vorbehalte auf Seiten der beteiligten Stellen überwunden werden. Offenheit und Akzeptanz gegenüber dem Vorhaben konnte vor allem erzeugt werden durch frühe Einbindung der Anwender in den Entwicklungsprozess und einer klaren Kommunikation hinsichtlich des erheblichen Nutzens des Endprodukts.

Agile Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams

Bei der Entwicklung arbeitete das BLE eng mit dem externen Softwareanbieter Scopeland zusammen, der unter anderem technisches Know-how in Form einer Low-Code-Plattform7 einbrachte. Agile Arbeitsmethoden waren dabei ein Schlüssel zum Erfolg. Statt nur ein Lastenheft mit Anforderungen zusammenzustellen, arbeiteten BLE-Experten kontinuierlich mit dem Entwicklungsteam zusammen (z.B. in wöchentlichen Design-Thinking-Workshops). In kurzen Sprints wurden eng abgesteckte Entwicklungseinheiten in maximal vier Monaten bis zum Go-live gebracht. Zudem wurden die späteren Nutzer (z.B. Datenerfasser und Kontrolleure)
frühzeitig eingebunden, um Aspekte wie Datenschicht oder Frontend mitzugestalten.