Berlin, 13. November 2017 – Startups wollen das Gesundheitswesen nach vorne bringen. Ganz gleich ob Künstliche Intelligenz zur Unterstützung der Diagnostik oder Big Data Analysen für individuelle Therapien, Virtual Reality am OP-Tisch der Neurochirurgen oder 3D-Druck von Implantaten: Mit neuen Technologien jenseits von Reagenzglas und Mikroskop digitalisieren junge Technologiefirmen derzeit die Medizin. Laut einer Umfrage, die der Digitalverband Bitkom zusammen mit dem Ärzteverband Hartmannbund durchgeführt hat, haben Ärzte das große Potenzial von Startups inzwischen erkannt, Kontakt haben sie allerdings selten. Jedem fünften Arzt (21 Prozent) sind entsprechende Startups bekannt, mehr als jeder dritte Mediziner (36 Prozent) glaubt, dass diese zur Verbesserung des Gesundheitswesens beitragen können. Ebenfalls jeder Dritte (30 Prozent) kann sich sogar vorstellen, bei einem Startup mitzuwirken, 14 Prozent würden eventuell investieren. Doch lediglich 7 Prozent der rund 500 befragten Mediziner sind schon einmal von einem Startup angesprochen worden. „Bei der Entwicklung professioneller Gesundheits-Anwendungen werden Health-Startups eine zentrale Rolle spielen. Die Kooperation von Startups und Medizinern hilft nicht nur den jungen Gründern, sondern kommt ebenso Ärzten, Patienten und letztlich dem Medizin- und Technologiestandort Deutschland zugute“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Kontakte knüpfen, ein Netzwerk aufbauen und Entscheider treffen – das ist für Startups essentiell, um in der digitalen Medizin erfolgreich sein zu können und die Gesundheitsversorgung zu verbessern.“
Auf der Medica, die heute in Düsseldorf startet, können sich Jungunternehmer mit Ärzten und Persönlichkeiten aus Forschung, Wirtschaft und Politik austauschen und vernetzen. Dazu wird den Startups im Rahmen der Weltleitmesse der Gesundheitsbranche in diesem Jahr mit dem neuen Medica Startup Park erstmalig eine eigene Bühne geboten.
Im Vorfeld der Medica mahnt Bitkom bessere Marktzugangsregeln für E-Health-Anwendungen an. Sie müssten einheitlich sein und die Dynamik der technologischen Entwicklung widerspiegeln. „Die Marktzugangsprozesse müssen an die Entwicklungszyklen von Digital-Health-Lösungen angepasst werden“, so Berg. Ein Land, das wie Deutschland 13 Jahre für die Einführung einer schlichten elektronischen Gesundheitskarte brauche, verpasse seine digitalen Chancen – zu Lasten von Ärzten, Krankenkassen und vor allem den Patienten.
Deshalb müssten unter anderem die Anforderungen an die Schritte, die ein digitales Medizinprodukt bis zu seiner Zertifizierung durchlaufen muss, neu formuliert werden. Auch müssten die zwar technologisch starken, in Fragen der Gesundheitsbürokratie aber unerfahrenen Startups im Prozess der Zertifizierung ihrer digitalen Lösungen besser unterstützt werden. „Dank digitaler Technologien werden wir gesünder und länger leben können“, sagt Berg. „Die neuen Versorgungsangebote fallen aber nicht vom Himmel, sie brauchen Flankierung durch die Politik. Die künftige Bundesregierung sollte dem Thema Digital Health in ihrem Regierungsprogramm jenen Platz einräumen, den es braucht und den es verdient.“
Die ausführlichen Bitkom-Vorschläge für mehr Innovationen im deutschen Gesundheitswesen und alles, was Digital Health Startups jetzt brauchen, finden sie zusammengefasst hier. Weitere Ergebnisse der Ärzte-Befragung zur Digitalisierung des Gesundheitswesens finden Sie hier.
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom und der Hartmannbund durchgeführt haben. Dabei wurden 477 Ärzte aller Funktionen und Fachrichtungen befragt, darunter Ärzte im Krankenhaus und niedergelassene Ärzte.